4-Tage-Woche: Ist das die Zukunft? | Die Wirtschaftsfrau
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Oftmals verringert sich die allgemeine Arbeitszeit bei der 4-Tage-Woche nicht.

4-Tage-Woche: Ist das die Zukunft?

Fünf Tage arbeiten, zwei entspannen – das ist zumindest in Island oder Belgien passé. Die 4-Tage-Woche wurde international schon mehrmals erfolgreich getestet. In der Schweiz konnte sich das Modell bisher nicht etablieren.

Yogastunden am Morgen, ein ausgiebiges Mittagessen mit Freundinnen und am Nachmittag am Seeufer entspannen – Was würden Sie mit einem freien Tag in der Woche tun?

In der Schweiz ist das 80-Prozent-Arbeitsmodell weit verbreitet. Die Lohneinbusse ist nicht allzu hoch und der zusätzliche freie Tag sorgt für eine bessere Work-Life-Balance. Das würden Sie sagen, wenn die 4-Tage-Woche zum Standard würde? Genau dieses Szenario wird in Belgien bald zur Realität.

In Island jahrelang getestet

Wie der Tagesspiegel kürzlich berichtet, sollen Arbeitnehmer demnach die Möglichkeit haben, die Arbeitsstunden für fünf Tage auf vier aufzuteilen. Dieses Modell hat zwar keinen Einfluss auf die Anzahl Arbeitsstunden, soll aber mehr Flexibilität ermöglichen.

Andere Länder gehen hier einen Schritt weiter. In Island wurde die 4-Tage-Woche mit 35 Arbeitsstunden pro Woche jahrelang getestet – mit Erfolg. Die Angst, die reduzierte Arbeitszeit könne sich negativ auf die Produktivität auswirken, erwies sich gemäss einem SRF-Artikel als unbegründet. Um die Effizienz zu steigern, habe man viel stärker auf digitale Hilfsmittel gesetzt. Zudem seien Sitzungen und Pausen zurückgefahren worden. Die Erfahrung war so gut, dass Island die 35-Stunden-Woche permanent eingeführt hat.

Glücklicher und weniger Stress

Vor allem in nordeuropäischen Ländern wie Norwegen oder Finnland wird mit rund 37.5 Stunden schon länger weniger gearbeitet. Die Schweiz führt die Liste mit über 42 Stunden deutlich an. Wäre eine Arbeitszeitreduktion hier überhaupt denkbar?

Im kleinen Stil wird die 4-Tage-Woche in der Schweiz bereits umgesetzt. Einzelne Firmen setzen auf verkürzte Arbeitszeiten, sind damit jedoch nach wie vor die Ausnahme. Dabei gäbe es zahlreiche Vorteile: Längere Erholungsphasen sorgen für mehr Ausgeglichenheit, gesteigerte Motivation und Gesundheit. Eine Studie der Henley Business School zeigt, dass sich Mitarbeitende mit einer Vier-Tage-Woche glücklicher und weniger gestresst fühlen. Auch Krankheitsabwesenheiten gehen zurück.

Effektiv nicht weniger Arbeit

So harmonisch das futuristische Modell auch klingen mag, umsetzbar ist es nicht überall. Insbesondere dann, wenn sich die effektive Arbeitszeit nicht verringert, sondern einfach anders aufteilt. Für die einen mag es zwar stimmig sein, jeden Donnerstag bereits das Wochenende einzuläuten. Für andere sind die rund anderthalb Stunden Extra-Arbeit jeden Tag keine wirkliche Lösung. Für Johann Weichbrodt, Organisationspsychologe und Senior Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Angewandte Psychologie an der Fachhochschule Nordwestschweiz, ist das Modell nicht besonders flexibel.

In einem Interview mit Bluewin fragt er sich, ob die 4-Tage-Woche wirklich eine Entlastung für die Arbeitnehmenden ist, oder ob die Arbeitsleistung nicht einfach verdichtet werde. Eine Idee wäre stattdessen, die geforderte Wochenarbeitszeit zu reduzieren und sich zu überlegen, wie diese Zeit über die Woche verteilt werden könne.

Eine Vier-Tage-Woche muss im Unternehmen gut organisiert sein. Meist hat das zur Folge, Prozesse schlanker zu gestalten und auszuwerten, wo zeitliche Ressourcen eingespart werden können. Vielleicht liegt es am Respekt vor der Umstellung, am fehlenden Mehrwert aus Sicht der Unternehmen oder an der Schweizer Arbeitsmoral, dass sich das Modell hierzulande bisher kaum etabliert hat. Auch auf gesetzlicher Ebene blieben Vorstösse, um die Arbeitszeit zu reduzieren, bisher erfolglos.

Kategorie

News

Publiziert am

24.03.2022

Hashtag

#DieWirtschaftsfrau #DWF #Politik #4-Tage-Woche #VierTageWoche #Arbeitszeit #Arbeiten

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