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Claudia Keel-Graf ist die Geschäftsführerin der Brauerei Sonnebräu.

Claudia Keel-Graf ist die Geschäftsführerin der Brauerei Sonnebräu.

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Claudia Keel-Graf von Sonnenbräu: «Bier war früher nicht ‹ladylike›»

Seit über zehn Jahren führt Claudia Keel-Graf die Rebsteiner Traditionsbrauerei Sonnenbräu – und das als erste Frau. Mit uns spricht sie darüber, wie sie ihr «Exoten-Dasein» zum Vorteil nutzen konnte.

«Trinken Sie denn gerne Bier?» Es ist die Frage, die Braumeisterin Claudia Keel-Graf am meisten zum Schmunzeln bringt. Es sind solche wenigen Momente, in denen sie daran erinnert wird, dass eine weibliche Bierbrauerin eben doch nicht ganz dem Stereotyp entspricht.

Seit mehr als zehn Jahren leitet sie die über 130-jährige Brauerei Sonnenbräu in fünfter Generation. Für die Wirtschaftsfrau wirft sie einen Blick zurück auf ihren untypischen Karriereweg und erzählt, wie sie mit «Diva» ein wenig provozieren wollte.

Die Wirtschaftsfrau: Die Frage aller Fragen gleich zuerst: Was ist Ihr absolutes Lieblingsbier?

Claudia Keel-Graf: Das ist eine schwierige Frage. Ich habe kein absolutes Lieblingsbier. Wenn ich mich aber für ein besonders gutes entscheiden müsste, würde ich wohl die Rheinperle wählen. Das ist ein hopfenbetontes Bier im Pilsener-Stil.

Die Brauerei hat 2021 das 130-Jahr-Jubiläum gefeiert – inmitten einer Pandemie. Was war das für eine Erfahrung für Sie?

Nicht wahnsinnig prickelnd. Wir haben so viel geplant, wurden aber in jegliche Richtungen gebremst. Auch das grosse Braufest, das jeweils alle fünf Jahre stattfindet, mussten wir verschieben. Im darauffolgenden Jahr haben wir dann alles zusammengenommen und nochmals gebührend gefeiert.

Sonnenbräu wurde 1891 gegründet und seither immer von Vater zu Sohn weitergegeben. Bis Sie kamen.

Das war eine sehr spezielle Erfahrung und sicherlich auch eine grosse Erleichterung für meinen Vater. Der Gedanke, keinen Nachfolger zu haben, war lange Zeit sehr schlimm für ihn. Er ging immer davon aus, dass keine von uns Töchtern die Brauerei übernehmen würde. Als ich dann Interesse am Handwerk gezeigt habe, hat er mich von Anfang an sehr unterstützt.

Wie wird man denn Braumeisterin?

Wer über den direkten Weg vorgehen möchte, kann eine Lehre als Lebensmitteltechnologe Fachrichtung Bier absolvieren. Bei mir sah das allerdings etwas anders aus. Ich habe ursprünglich eine Ausbildung bei der Bank abgeschlossen und bin dann von dort in verschiedenen Brauereien arbeiten gegangen und dann direkt in die Brauereischule. Das ist ein eher ungewöhnlicher Ablauf.

Die Schule war auch das einzige Mal in meiner jungen Karriere, in der ich als Frau Gegenwind verspürt habe. In zwei Klassen von insgesamt 42 Schülerinnen und Schülern waren mit mir lediglich zwei Frauen vertreten. Das war eine «raue» Zeit und mir wurde nochmals vor Augen geführt, dass wir uns eben doch in einem ziemlich altmodischen Business befinden.

Sie haben die Brauerei 2012 mit gerade einmal 27 Jahren übernommen. Wie war das für Sie?

War eine grosse Herausforderung. Mein Vater hätte es aber nicht zugelassen, wenn er mir es nicht zugetraut hätte. Ich konnte mich auf ein grossartiges Team verlassen. Gerade weil ich eine «Exotin» war, habe ich besonders viel Unterstützung erhalten.

Wir haben auf das diese Übernahme hin geplant, das geschah also auch nicht aus heiterem Himmel. Ich war davor schon drei Jahre lang im Betrieb unter meinem Vater tätig. Wir wussten, dass das ein straffes Programm wird und ich bin noch heute froh, dass es so gut geklappt hat.

Ich glaube, dass Unternehmensführung auch sehr viel über «Learning-by-Doing» funktioniert und dass das Alter dabei gar nicht unbedingt die entscheidende Rolle spielt.

Zu wissen, einen so traditionsreichen Familienbetrieb in die Zukunft zu begleiten, kann aber auch viel Druck ausüben?

Ja klar, das habe ich auch heute noch – über zehn Jahre später. Aber diesen Druck braucht es auch ein Stuck weit.

Mein Vater hat mir vor allem am Anfang immer geholfen und ich wusste, dass ich mit jedem Anliegen zu ihm gehen konnte. Er hat mir aber nie dreingeredet und stets gesagt: «Das letzte Wort hast du.»

Ich wollte auch nicht alles umkrempeln. Ich habe mir nicht eingeredet, ich wisse jetzt alles besser. Es braucht Zeit zu sehen, welche eigenen Fusstapfen man hinterlassen möchte.

Wer in einem Familienbetrieb mit so langer Geschichte gross wird, hat sicherlich schon seit der Kindheit einen besonderen Bezug zum Produkt?

Auf jeden Fall. Als ich dann angefangen habe, in den Produktionen zu arbeiten, war die Begeisterung zum Produkt nochmals grösser. Selbst in den Kellern zu sein, bringt nochmals einen tieferen Bezug zum Bier.

Meine Eltern waren aber immer sehr streng. Vor der Konfirmation gab es kein Bier. Das war ihnen immer sehr wichtig, dass man sich im Umgang mit alkoholischen Getränken auch korrekt verhält.

Ich kann mir vorstellen, dass Sie immer wieder gefragt werden, wie es ist, als Frau in einer Männerdomäne tätig zu sein. Stört Sie das nicht?

Schon ein wenig. Als Frau einen solchen Betrieb zu führen bringt natürlich so manche Vor- und Nachteile mich sich. Für mich überwiegen Vorteile. Gerade als ich angefangen habe, hat die Medienaufmerksamkeit für Sonnenbräu natürlich doch etwas gebracht. In den Berichten wurde zwar immer beschrieben, wie ich aussehe oder laufe. Aber das war auch, weil es in den Artikeln eben um diesen Frauenaspekt ging. Die Frage, ob ich denn gerne Bier trinke, finde ich wesentlich schlimmer. Da muss ich doch immer wieder schmunzeln. Ich habe noch nie gehört, dass man solche Fragen einem Mann stellt.

Haben Sie solche Geschlechtsunterschiede auf unter Kollegen erfahren?

Unter Berufskollegen erlebt man weniger Konkurrenz. Durch das, das ich eine Frau bin, wurde ich sogar mehr unterstützt. Manchmal ist es vielleicht auch mehr eine Generationenfrage. Da waren oft auch ältere Kollegen, die in mir vielleicht auch eine Art Tochter gesehen haben. So habe ich das jedenfalls wahrgenommen. Ich war einfach immer etwas die «Exotin», aber nicht im negativen Sinne.

Ist es wirklich so, dass Bier eher ein Männerding ist?

Nein, ich wüsste auch nicht, wieso. Vergleichen wir einmal Bier mit Wein: Bier hat so viele Geschmacksrichtungen und präsentiert sich anders für jeden Gaumen. Viele Frauen wissen auch nicht, dass sie dunkle Biere vielleicht gernhätten, weil es ein Röstaroma hat und weniger bitter ist. Frauen sind vielleicht etwas weniger experimentierfreudig.

Sie haben als eine Ihrer ersten Amtshandlungen das mit Süsswein vermischte Bier «Diva» ins Leben gerufen, um Bier für Frauen populärer zu machen. Hat’s geholfen?

Grundsätzlich hatte man länger schon vor, so etwas in die Richtung zu lancieren. Mein Stempel war es, da etwas zu provozieren. Es regt vor allem das Gespräch an. Frauen hatten das Gefühl, sie trinken ein Bier, obwohl darin nur etwa sieben Prozent «Hopfen und Malz» drinstecken.

Bier hat einen Geschmack, an den man sich erst gewöhnen muss. «Diva» diente vor allem als Türöffner, damit diese Frauen dann vielleicht beim nächsten Mal ein Panaché probieren.

Grundsätzlich stellen wir aber schon fest, dass mehr Frauen Bier trinken als noch vor zehn Jahren. Ich erinnere mich an eine Begegnung mit einem älteren Herrn an einer Messe. Ich habe mir damals ein Weizenbier bestellt und er hat mich daraufhin gefragt, weshalb ein so junges Fräulein ein so grosses Bier trinke. Bier war früher nicht «ladylike». Klar haben Frauen auch Bier getrunken, aber vor allem junge Frauen eher weniger.

Sie sind 2021 Mami geworden. Welchen Einfluss hat diese neue Rolle auf die Geschäftsfrau Claudia Keel-Graf?

Ich denke, dass man im ersten Moment sicher etwas sozialer oder fürsorglicher wird. Ein Kind erweitert den Horizont und man hat das grosse Ganze im Blick. Diese Weitsicht hilft sicherlich auch auf geschäftlicher Ebene.

Apropos Weitsicht: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Brauerei Sonnenbräu?

Das Ziel wäre natürlich, dass ich einen gesunden Betrieb – wie ich ihn übernehmen durfte – auch wieder in die nächsten Hände weiterreichen darf.

Kategorie

News

Publiziert am

20.04.2023

Hashtag

#DieWirtschaftsfrau #DWF #Rheintal #Rebstein #Sonnenbräu #Bier #Brauerei #Braufest #Bierbrauen #Muttersein

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