Gender Diversity als Erfolgsrezept | Die Wirtschaftsfrau
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Katja Kurz ist Wirtschaftsinformatiker und Dozentin an der ZHAW School of Management and Law. (Bildquelle: ZVG)

Gender Diversity als Erfolgsrezept

Wirtschaftsinformatikerin Katja Kurz ist Dozentin an der ZHAW School of Management and Law. Im Interview spricht sie über die Wichtigkeit von Gender Diversity in der Wirtschaftsinformatik und welche Erfahrungen sie mit ihren Studierenden teilt.

Katja, du hast als Wirtschaftsinformatikerin gearbeitet und bist nun Dozentin an der ZHAW. Was hat dich zu diesem Wechsel bewogen?

Über die Jahre habe ich mich als Managerin in der Disziplin sehr sicher gefühlt und in unterschiedlichen Projekten viele Erfahrungen und Erfolge verbuchen können. Irgendwann entstand in mir das Bedürfnis, meine Fähigkeiten weiterzugeben. Ich wollte mein Wissen vervielfachen und mit möglichst vielen Personen teilen. Dies kann ich in meiner Rolle an der ZHAW jetzt sehr gut und es ist mir täglich möglich, sinnerfüllt in der Wirtschaftsinformatik zu arbeiten.

Welche Rolle spielt Gender Diversity im Studiengang Wirtschaftsinformatik?

Das Thema Gender Diversity ist sehr präsent, da der Frauenanteil in der Wirtschaftsinformatik wie auch im Studiengang sehr gering ist. Manche Studierende haben mir gegen Ende ihres Studiums mitgeteilt, dass ich die erste Frau bin, die sie im Rahmen ihres Studiums kennengelernt haben. Das hat mich erschreckt und darum habe ich mich dem Thema gewidmet. Schliesslich ist Gender Diversity auch eine Kompetenz, die in der Wirtschaftsinformatik gefragt ist.

Inwiefern hast du dich diesem Thema gewidmet?

An der Hochschule bin ich stark in der Lehre und Weiterbildung tätig, wo ich das Thema in den Unterricht einbringe. Dabei werden aktuelle Forschungsresultate behandelt.

Vermittelst du auch deine persönlichen Erfahrungen im Unterricht?

Ja, das beginnt schon damit, dass ich als Frau zu erkennen bin. Dabei interessieren sich nicht nur Studentinnen, sondern auch Studenten dafür, wie es für mich ist, wenn ich als einzige Frau im Team mit lauter Männern war oder bin.

Kommen Studierende aktiv mit Fragen auf dich zu?

Neulich kamen wir beispielsweise auf das Thema Home-Office zu sprechen. Meine Studierenden wollten von mir wissen, wie ich als teilzeitarbeitende Mutter damit umgegangen bin. Doch in der Regel haben die meistens Studierenden Fragen zum Lohnunterschied. Dabei gehe ich vor allem auf die psychologischen Effekte ein, wie dem Impostor-Syndrom oder der Verhandlungskompetenz.

Mir ist es sehr wichtig, dass alle Studierenden, nicht nur die Frauen, davon wissen und entsprechend im Studium und Beruf so handeln, dass sie ihre Kompetenzen auch einsetzen.

Wobei brauchen die Studierenden noch Unterstützung?

Bei Gruppenarbeiten sitzen jeweils Frauen mit Frauen und Männer mit Männern zusammen. Deswegen weise ich die Studierenden teilweise an, gemischte Gruppen zu bilden. Das Resultat ist jeweils deutlich besser. Ich wünsche mir, dass sie das später im Studium und im Berufsleben selbst merken und initiieren.

Sobald sie sehen, dass immer nur die gleichen Personen in einer Gruppe arbeiten, sollen sie auf die Idee kommen, andere Person und damit verschiedene Kompetenzen ins Team zu holen.

Warum ist es wichtig, dass sich Studierende im Studium mit Gender Diversity befassen?

Je früher und wissenschaftlich fundierter wir alle gemeinsam mit gängigen Klischees aufräumen, umso besser. Dazu gehört auch, dass wir ein Verständnis für unbewusste Denkmuster entwickeln. Dabei wird mit Vorurteilen und Stereotypen aufgeräumt und eine wissenschaftliche Sicht eingenommen.

Zum Beispiel thematisieren wir innerhalb einer angewandten Fallstudie die Aussage von Roland Cortivo, Chief Revenue Officer von Swisscom Blockchain: “Was allgemein für die Wirtschaftswelt gilt, trifft auch im Technologieumfeld zu: gemischte Teams schneiden besser ab – je diverser, desto erfolgreicher.”

Und wie wenden die Studierenden das Gelernte schliesslich an?

Ich schreibe unter anderem dazu Bachelorarbeiten aus. Sie dauern in der Regel mehrere Monate und in dieser Zeit lernen die Studierenden extrem viel. Manchmal kontaktieren mich auch Absolvierende nach ihrem Studium und erzählen mir, wie sie diese Kurse geschätzt und weitergebracht haben.

Eine Absolventin arbeitet zum Beispiel im Migros Genossenschaftsbund als Service Delivery Managerin. Ihre Bachelorarbeit zum Thema Diversity, respektive der Stellung vom IT-Businessmanagement zu Frauen in der Informatik wurde vor kurzem mit dem CIO der Migros besprochen und sie konnten intern in der Migros ein Frauennetzwerk aufbauen.

Können Frauennetzwerke den Beruf Wirtschaftsinformatikerin attraktiver machen?

Ja, davon bin ich überzeugt. Women in Tech Switzerland vernetzt beispielsweise Frauen in der Schweiz miteinander. Und MOD-ELLE ist ein Schweizer Verein, der durch die Bekämpfung von Geschlechterstereotypen einen Unterschied in der Schweizer Arbeitswelt machen will. Ich denke, dass solche Bemühungen einen grossen Einfluss auf die Attraktivität des Berufs haben.

Die Zukunft der Wirtschaftsinformatik ist also weiblich?

Ich denke vor allem Gender Diversity wird zunehmend wichtiger. Das heisst, dass sich Frauen in der IT auch öfters etwas wagen können und auch aktiv Veränderung herbeiführen können. Manchmal heisst das, einfach Mal Ja zu einer grösseren Herausforderung zu sagen. Dazu müssen wir alle mehr auf unsere unconscious bias achten, weil unser Gehirn eben so funktioniert und wir so erzogen worden sind.

Bei diesem Thema sind die Studierenden sehr interessiert und gehen vielleicht offener damit um als frühere Generationen. Gleichzeitig ist es auch ein Chancenthema für Wirtschaftsinformatiker. Schliesslich ist Gender Diversity auch eine Kompetenz, die zu erfolgreicheren Teams und Resultaten führt.

Kategorie

News

Publiziert am

22.06.2022

Hashtag

#DieWirtschaftsfrau #DWF #Wirtschaftsinformatik #ZHAW #GenderDiversity #Frauenanteil #Hochschule #Studium #Beruf #Klischees #Vorurteile

Zum Berufsbild

Die Wirtschaftsinformatik ist eine junge, interdisziplinäre Disziplin, die Elemente von Informatik und Betriebsökonomie in sich vereint. Sie ist zentral für den Erfolg von Unternehmen im digitalen Zeitalter.

Für die Studierenden im Studiengang Wirtschaftsinformatik der ZHAW School of Management and Law werden die wichtigsten Bausteine im Modul «Einführung in das Wirtschaftsinformatik-Studium» gelegt. Verantwortlich für das Modul mit rund 250 Studierenden ist Katja Kurz. Seit September 2018 arbeitet sie an der ZHAW School of Management and Law und leitet seit anfangs 2021 das Modul, das sie zusammen mit Andreas Block und Tim Geppert unterrichtet.

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