Albena Björck von der ZHAW.
Mutig und offen in die moderne Arbeitswelt
Programmieren lernen, Prompt Engineering & weitere Skills mit Zukunftspotential für Frauen
Albena Björck von der ZHAW.
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Weshalb sind Frauen in MINT-Bereichen untervertreten?

Frauen sind in Berufen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik deutlich untervertreten. Dabei stellt sich vor allem die Frage, ob biologische oder soziale Bedingungen für diesen Gender Gap verantwortlich sind.

«Um in Bezug auf technologisches Wachstum und Innovation wettbewerbsfähig zu bleiben, muss Europa Frauen für die in absehbarer Zukunft am schnellsten wachsenden Positionen im Technologiebereich einstellen und halten», schreibt das Beratungsunternehmen McKinsey in einem kürzlich erschienenen Artikel.

In der Schweiz sieht die Situation nicht anders aus. Der Fachkräftemangel Index der Adecco Gruppe Schweiz und des Stellenmarkt-Monitors Schweiz der Universität Zürich zeigen: Der Fachkräftemangel Index hat einen historischen Rekordwert erreicht. Insbesondere Stellen für Gesundheitsspezialistinnen und -spezialisten, IT- sowie Ingenieurtechnische Fachkräfte seien aktuell sehr schwierig zu besetzen.

Frauen könnten Talentlücke schliessen

Die McKinsey-Analyse zeigt bis 2027 für die EU-27-Länder eine Talentlücke von 1.4 Millionen bis 3.9 Millionen Menschen. Frauen besetzen in europäischen Unternehmen aktuell nur 22 Prozent aller Positionen im technischen Bereich.

Wenn Europa den Anteil Frauenanteil im Technologiebereich in dieser Zeit auf etwa 45 Prozent oder schätzungsweise 3.9 Millionen zusätzliche Frauen verdoppelt, könnte diese Talentlücke geschlossen werde. Zudem könnten die Länder von einem Anstieg des BIP von 260 bis 600 Milliarden Euro profitieren.

Das Phänomen «Gleichstellungsparadoxon»

Doch woran liegt dieser grosse Unterschied? Werden Mädchen bereits in der Schule zu wenig gefördert? Wird ihnen eingeredet, Jungen seien besser in Mathe? Oder liegt es schlichtweg daran, dass Frauen statistisch relevant weniger Interesse an MINT-Berufen zeigen?

Wie ein Artikel der Universität Kopenhagen zeigt, sind die Antworten auf diese Fragen nicht so leicht zu finden. Die Forschenden Gijsbert Stoet von der University of Essex und David C. Geary von der University of Missouri haben 2018 darauf hingewiesen, dass das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern in MINT-Fächern in Ländern mit hoher Gleichstellung der Geschlechter am grössten ist, zum Beispiel in Skandinavien. Diese Länder seien auch wohlhabend und finanzielle Folgen würden bei der Studienwahl wohl weniger ins Gewicht fallen.

Die Schlussfolgerung von Stoet und Geary lautet, dass Männer und Frauen unterschiedlich wählen, wenn sie die Wahlfreiheit haben, weil es biologische Unterschiede in ihren Interessen gebe. Dieses Phänomen wird als Gleichstellungsparadoxon beschrieben.

Biologie oder soziale Einflüsse?

Christian Gerlach, Professor für kognitive Neurowissenschaften an der Universität von Süddänemark, beschreibt diese Antwort im selben Artikel als enttäuschend. Es lasse sich nämlich nicht mit Sicherheit sagen, ob es biologische oder soziale Bedingungen sind, die Männer dazu bringen, sich beispielsweise für IT- und Ingenieursfächer zu bewerben, und Frauen, sich beispielsweise für Fächer im Gesundheitsbereich zu entscheiden.

Er sagt: «Wir können nicht alle Variablen kontrollieren, was bedeutet, dass es extrem schwierig ist, eine Kausalität zu finden. Es wird zum Rätselraten, wenn man sagen muss, ob der eine oder der andere Faktor entscheidend ist. Das ist das Grundproblem.»

Gemäss der Non-Profit-Organisation «American Association of University Women» (AAUW) hätten Forschungsergebnisse gezeigt, dass negative Stereotypen über die mathematischen Fähigkeiten von Mädchen die Testleistungen tatsächlich messbar verringern können.

Auch andere Faktoren wie fehlende Vorbilder oder eine Kultur, die Frauen zusätzlich ausschliesst, können die grosse Kluft zwischen den Geschlechtern noch verstärken. Für die Organisation ist klar, dass genau dort angesetzt werden muss.

Mädchen sollten die Fähigkeit und das Selbstvertrauen vermittelt bekommen, um in Mathematik und Naturwissenschaften erfolgreich zu sein. Hinzu kommt eine Verbesserung der MINT-Bildung und -Förderung für Mädchen, beginnend in der Früherziehung und während der gesamten Grundschulzeit.

Darauf folgt, dass ein Fokus daraufgelegt wird, Frauen für MINT-Fächer und -Bereiche an Hochschulen und Universitäten zu gewinnen, anzuwerben und zu halten. Zu guter Letzt liegt es auch am Arbeitgeber und an Institutionen, die Verbesserung der Einstellungs-, Beibehaltungs- und Beförderungsmöglichkeiten zu unterstützen und bewusst integrative Kulturen zu fördern.

Kategorie

News

Publiziert am

23.02.2023

Hashtag

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