Geflüchtete UkrainerInnen: Wie gelingt die Arbeitsmarktintegration? | Die Wirtschaftsfrau
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Am 24. Februar 2022 sind russische Truppen in der Ukraine einmarschiert. Symbolbild: Pexels

Geflüchtete UkrainerInnen: Wie gelingt die Arbeitsmarktintegration?

Dank des Schutzstatus S haben geflüchtete Menschen aus der Ukraine die Möglichkeit, in der Schweiz einer Beschäftigung nachzukommen. Die Bereitschaft der Unternehmen, Geflüchtete einzustellen, wird von Denis Torche, Leiter Umwelt-, Steuer- und Aussenpolitik bei Travail Suisse, als gut eingeschätzt.

Der Ukraine-Krieg hält nach wie vor an und zahlreiche Menschen wollen weiterhin das Land verlassen. Der Bund rechnet mit bis zu 50‘000 Flüchtlingen, die in den nächsten Monaten in der Schweiz ankommen werden. In einem Bericht von SRF vom 31. März wurde von rund 1000 Schutzsuchenden berichtet, die täglich in der Schweiz eintreffen.

Dabei stellt sich zwangsläufig die Frage, wie wir integrationstechnisch hinsichtlich des Arbeitsmarkts mit dieser Situation umgehen. Wie hoch ist die Bereitschaft von Schweizer Unternehmen, ukrainische Flüchtlinge zu beschäftigen?

Verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten

Der Bund hat für Geflüchtete aus der Ukraine den Schutzstatus S aktiviert. Dadurch müssen sie kein ordentliches Asylverfahren durchlaufen und der Vorrang für einheimische Arbeitskräfte gilt nicht. Denis Torche, Leiter Umwelt-, Steuer- und Aussenpolitik bei Travail Suisse, sieht für die Geflüchteten verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten: «Da es in einigen Branchen wie MINT, Gesundheitswesen und erneuerbare Energien einen Mangel an qualifiziertem Personal gibt, haben viele Unternehmen ein Interesse daran, ukrainische Flüchtlinge einzustellen.» Einen schnelleren Zugang zu einer Beschäftigung, insbesondere im Krankenhausbereich, könne dadurch erleichtert werden, dass einige Personen mehrere Sprachen sprechen und gut qualifiziert sind.

Weitere Möglichkeiten würden sich auch im Bereich Dolmetschen und Übersetzen oder in der persönlichen Pflege bieten. Besonders bei Letzterem muss allerdings darauf geachtet werden, dass es nicht zu Ausbeutung kommt

Das Regionale Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) eignet sich gemäss Denis Torche als gute Anlaufstelle für ukrainische Erwerbssuchende. Sie werden unter anderem auch bei der Erstellung eines Lebenslaufs unterstützt. «In Branchen, in denen eine Meldepflicht für offene Stellen besteht, verbessern sich die Chancen auf eine Anstellung, zumal ukrainische Flüchtlinge mit anderen Arbeitssuchenden gleichbehandelt werden.»

Auf familienergänzende Betreuungsplätze angewiesen

Der Integrationsprozess kommt immer auch mit Herausforderungen einher. In Bezug auf die Arbeitsmarktintegration zeigt sich das bei ukrainischen Flüchtlingen darin, dass die überwältigende Mehrheit Frauen und Kinder sind. «Damit vor allem Frauen einer Erwerbstätigkeit nachkommen können, sind sie auf familienergänzende Betreuungsplätze angewiesen», fährt Denis Torche fort. «Dies umso mehr, da es für sie kaum andere Möglichkeiten gibt, die Kinder betreuen zu lassen – wie zum Beispiel durch die Grosseltern.»

Deshalb plädiert er dafür, dass Kantone und Gemeinden ihr Angebot an familienergänzenden Betreuungsmöglichkeiten ausbauen sollten. Des Weiteren sollte das Finanzhilfeprogramm des Bundes fortgesetzt und finanziell aufgestockt werden.

Bereicherung auf kultureller Ebene

Wege, um Geflüchteten zu helfen, gibt es viele. Eine Möglichkeit wäre, Familien oder Einzelpersonen bei sich aufzunehmen. Wer diese Verantwortung aber nicht tragen kann oder möchte und auch den Platz dafür nicht bereitstellen kann, könnte sich bei grosser Zeitverfügbarkeit eine freiwillige Tätigkeit in diesem Bereich überlegen. Auf Seiten wie benevol-jobs.ch gibt es Möglichkeiten, wie Interessierte sich engagieren können.

Das Ziel dieser Krise sollte aus Schweizer Sicht in jedem Fall eine gelungene Integration sein. «Für ukrainische Flüchtlinge besteht die Chance darin, dass sie ihre beruflichen Kompetenzen beibehalten oder neue entwickeln können», so Denis Torche weiter. Dies würde ihnen für eine dauerhafte berufliche Integration in der Schweiz dienen, sollte der Krieg noch lange andauern.

Andernfalls würden diese Fähigkeiten bei einer Rückkehr in die Ukraine nützlich sein, indem sie Innovationen ermöglichen und so das lokale Wirtschaftsgefüge beleben. «Für Schweizer Unternehmen bestehen die Chancen darin, Personal in Branchen zu finden, in denen ein Mangel herrscht. Aber auch auf menschlicher und kultureller Ebene können diese Menschen uns bereichern, denn Vielfalt ist auch ein Faktor für Erfolg und Entwicklung.»

Kategorie

News

Publiziert am

28.04.2022

Hashtag

#DieWirtschaftsfrau #DWF #Arbeitsmarktintegration #Integration #Ukraine #Geflüchtete #TravailSuisse #ArbeitfürUkrainerInnen #Kinderbetreuung

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