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Studie zu den Betreuungsangeboten für Kinder in der Schweiz .

Kinderbetreuung in der Schweiz – nicht bezahlbar oder schlechte Qualität

Qualitativ hochwertige Kinderbetreuung, welche auch noch bezahlbar ist, ist lauf UNICEF in einigen der reichsten Länder der Welt immer noch nicht verfügbar. Die Schweiz, die Vereinigten Staaten, die Slowakei, Australien und Zypern bilden die Schlusslichter in einem internationalen Vergleich des UNICEF-Forschungsinstituts Innocenti zu Kinderbetreuungsmassnahmen in den OECD- und EU-Staaten. Island, Luxemburg, Deutschland, Norwegen und Schweden schneiden dabei sehr gut ab.

Für die Studie “Where Do Rich Countries Stand on Childcare?“ wurden Daten zur Familienpolitik mit Blick auf Unterstützungsangebote für Kinder und Eltern ausgewertet. Zu den Indikatoren gehören der Zugang zur Kinderbetreuung, die Bezahlbarkeit und die Qualität von Betreuungsangeboten für Kinder bis zum Schuleintritt sowie die nationalen Regelungen für Elternzeit.UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore sagt, um Kindern den besten Start ins Leben zu ermöglichen, müssen die Eltern darin gestärkt werden, ein förderndes und ein liebevolles Umfeld für ihre Kinder zu schaffen. Dies sei wichtig für das Lernen, ihre soziale Entwicklung und das seelische Wohlbefinden der Kinder. Investitionen in eine familienfreundliche Politik, einschliesslich der Kinderbetreuung, würden dazu beitragen, dass Eltern die Zeit, Ressourcen und Angebote zur Verfügung stehen, welche sie benötigen, um ihre Kinder in jeder Entwicklungsphase zu unterstützen.

In den meisten wohlhabenden Länder ist die Kinderbetreuung für sozial schwache Familien stark subventioniert. Laut dem Bericht muss in der Schweiz, in Irland und Neuseeland ein Paar mit durchschnittlichem Einkommen bis zur Hälfte eines Gehalts ausgeben, um zwei Kinder in der Kinderbetreuung zu bezahlen. Die Pandemie habe die Systemrelevanz der Kinderbetreuung aufgezeigt. Diese müsse hochwertig, bezahlbar und leicht zugänglich sein, sagt Bettina Junker. Sie ist Geschäftsleiterin von UNICEF Schweiz und Lichtenstein. Weiter sagt sie, die Schweiz reagiere jedoch im Vergleich zu anderen wohlhabenden Ländern auf den hintersten Rängen. Es dürfe nicht sein, dass die Schweiz als einer der reichsten Staaten der Welt nicht genug für die externe Kinderbetreuung tut. Die Politik sei jetzt gefordert, punkto Familienpolitik umzuschwenken und Investitionen in eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige familienergänzende Kinderbetreuung zu tätigen. Diese Dienstleistungen müssen für alle bezahlbar sein, unabhängig von Einkommen und Wohnort.

In Ländern, welche im internationalen Vergleich am besten abschneiden, haben sowohl Mütter als auch Väter einen Anspruch auf längere bezahlte Elternzeit als hier. Eine bezahlte Elternzeit vor und nach der Geburt des Kindes ermöglicht den Eltern eine engere Bindung zu ihren Kindern aufzubauen. Dies trägt zur gesunden Entwicklung des Kindes bei, hilft, das Risiko einer Wochenbettdepression zu senken und fördert die Geschlechtergleichheit. Es gewährleisten jedoch weniger als die Hälfte der Mütter aus OECD- und EU-Ländern eine bezahlte Elternzeit von mindestens 32 Wochen. Väter, welche einen Anspruch auf Elternzeit haben, nehmen diesen meist aus beruflichen oder gesellschaftlichen Gründen in Anspruch. Diese Trend ändert sich jedoch.

Die UNICEF setzt sich international für einen Rechtsanspruch auf bezahlte Elternzeit von mindestens sechs Monaten sowie bezahlbare, qualitativ hochwertige Betreuungsangebote für Kinder bis zum Beginn der Grundschule ein.

Folgende Eckpunkte nennt die Studie für eine familienfreundlichere Politik:

  • Eine Mischung aus bezahltem Mutterschutz, Vaterschaftsurlaub und Elternzeit vor der Geburt und im ersten Lebensjahr des Kindes
  • Eine geschlechtersensible und -gerechte Verteilung der Elternzeit
  • Elternzeit für alle Eltern, die in einem Arbeitsverhältnis stehen, ganz gleich ob es sich um eine Voll- oder Teilzeitbeschäftigung handelt sowie Unterstützung für Geburtshilfe und bei der Betreuung für Eltern in besonderen Lebenssituationen, wie z. B. Nichtversicherte
  • Eine bezahlbare Kinderbetreuung, die sofort nach Ende der Elternzeit beginnt, um Betreuungslücken zu vermeiden
  • Zugängliche, flexible, erschwingliche und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung für alle Kinder, unabhängig von Familienverhältnissen
  • Staatliche Regelungen und Unterstützung, um den Zugang für Familien mit geringem Einkommen zu erleichtern und Betreuungsstandards zu gewährleisten
  • Investitionen in kompetente Arbeitskräfte, ihre Qualifikation und ihre Arbeitsbedingungen, um bestmögliche Standards zu gewährleisten;
  • Anreize für Arbeitgeber, damit sie inklusive und geschlechtssensible bezahlte Urlaubsansprüche, flexible Arbeitsregelungen und Unterstützungssysteme für die Kinderbetreuung anbieten.

 

Quelle: https://www.unicef.ch/de/ueber-unicef/aktuell/medienmitteilungen/2021-06-18/keine-bezahlbare-qualitativ-hochwertige

Kategorie

News

Publiziert am

25.06.2021

Hashtag

#diewirtschaftsfrau #politik

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